Chuck Berry war für mich immer Rock'n'Roll pur und das betraf Gesang, Texte und Gitarre.
Es gab natürlich Elvis, Eddie Cochran, Little Richard und noch ein paar andere, die ich bewundert habe, aber keiner ging mir
dauerhaft so unter die Haut wie er.
Jahrzehnte wurden durch seine Art, Gitarre zu spielen geprägt.
Die Geschichten, die er mit seinen Songs erzählte, waren andere als diejenigen, die wir sonst so in Rock'n'Roll-Stücken zu hören bekamen. Alleine schon die
für unser Schulenglisch ungewöhnlichen Wörter, die er verwendete - no particular place to go, workin' on the railroad with a steel drivin' hammer. Schon
she don't love me wäre bei unserem Englischlehrer nicht durchgekommen!
Und dann die zahlreichen Autotypen, von denen wir nur ganz ungefähre Ahnung hatten - Coupe de Ville, V-8 Ford, T-Bird usw.
Das entscheidende Chuck Berry-Gitarrenspiel waren nicht seine Intros - von denen er manche mehrmals bei verschiedenen Stücken einsetzte - das prägende Spiel war das, das er auf den Basssaiten veranstaltete - sein treibender Rhythmus.
Werner Krabbe hat mir bis zu seinem Ableben versucht zu zeigen, dass er ganz genau herausgefunden hatte, was Chuck Berry da macht. Ich spielte da etwas anders und
mit der gleichen Überzeugung, exakt Chuck Berry zu kopieren.
Im Star Club Hamburg spielten in der sechziger Jahren fast alle auf ihren Gitarren das Chuck Berry-Prinzip, auch wenn sie gerade kein Stück von ihm spielten.
Und dann sein rufender, meckender Erzählgesang! Jahrelang habe ich versucht, das so hinzukriegen! Der einzige den ich kenne, der das ziemlich gut gemacht hat,
ist Dave Edmunds.
Chuck Berry ist für mich als Vorbild ein Gesamtkunstwerk.
Dazu gehört natürlich auch seine Bühnenshow die er zeigte, als er noch körperlich fit genug
gewesen ist. Er beschreibt sie am besten selbst mit "...duckwalkin' on his knees, peckin' like a hen, lookin' like a lokomotive here he comes again".
Bei einer dieser Verrenkungen ist er dann mal auf sein Gitarrenkabel gelatscht und hat den Klinkenstecker abgerissen, woraufhin er zu mir kam mit den Worten Hold
that guitar, man!
Ich durfte dann seine legendäre Gibson halten, während er den Stecker aus der Buchse zog und sich wie selbstverständlich mein Klinkenkabel schnappte und wieder
nach vorne auf die Bühne verschwand. Mein Kabel schuldet er mir heute immer noch, aber naja - Schwamm drüber!