Als sich Cream aufgelöst hatten und Blind Faith, die ich 1969 im Hyde Park bewundern durfte, in der Versenkung verschwunden waren, gab es zu meinem
Glück eine Band jenseits des Atlantiks, die diese Tradition fortsetzte: Mountain.
Leslie West war der Gitarrist und Sänger für die härteren Stücke. In seinen Händen vor seinem (damals) massigen Körper, verschwand die relativ
kleine Les Paul Junior fast wie eine Kindergitarre. Er hatte eine für ihn typische Spielweise, in der er auch oft die Obertöne herausquietschte, was ich
seitdem übernommen habe und immer noch sehr gerne praktiziere.
Ich war dann natürlich auch überglücklich, als ich es geschafft hatte, eine Les Paul Junior zu erwerben, die ich heute noch habe!
Ich denke, dass das Gefühl, das bei seinem Gitarrenspiel für mich rüberkommt, am meisten auch meinen Gefühlen in vielen Situationen entspricht - er also
sozusagen mit dem, was er da macht, bei mir offene Türen einrennt. Dazu passt auch wunderbar sein rauer, harter Schreigesang und der auf ganz andere
Art genauso schöne, aber weiche Gesang von Felix Pappalardi.
Dazu kam dann noch die ganz spezielle Art des Schlagzeugers Corky Laing, der u.a. die Methode hatte, dass er mit den Tönen auf der Snare so hereinstolperte
in die Eins.
Was soll ich dazu noch sagen - die ganze LP Nantucket Sleighride ist für mich heute immer noch ein Genuss!
Als ich Leslie West zum ersten Mal live erlebt habe, hatte er (zu meinem Entsetzen) keine Les Paul Junior in den Händen, sondern irgendeine Gitarre ohne
Kopfplatte - sowas wie eine Steinberger - aber sein sound war im Prinzip der alte!
Das ist sowieso ein Phänomen - bestimmte Gitarristen haben immer ihren typischen sound, egal mit welcher Gitarre oder welchem Amp oder welchen Tretminen sie
spielen...
Und er quetscht eben seine Töne ganz oft durch das kräftige Pressen des Plektrums auf die Saiten heraus.
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